Mehr Demokratie empfiehlt extern moderierte Koalitionsverhandlungen

Nierth: Fehler von 2017 vermeiden/Gemeinsame Vision und Vertrauen aufbauen

Während noch die Sondierungsgespräche laufen, bringt der Verein Mehr Demokratie die Empfehlung ins Spiel, die Koalitionsverhandlungen extern moderieren zu lassen. Diesen Vorschlag macht Mehr-Demokratie-Vorstandssprecherin Claudine Nierth in ihrem aktuellen Buch „Die Demokratie braucht uns!“. „Die Jamaika-Koalitionsverhandlungen 2017 sind auch deshalb gescheitert, weil die Verhandlungskultur nicht kooperativ und die Atmosphäre angespannt war“, sagt Nierth. „Um die Fehler von 2017 zu vermeiden, könnte ein neutrales und erfahrenes Moderations-Team von außen hilfreich sein, welches die gesamten Verhandlungen zielführend begleitet. In der Wirtschaft werden solche Techniken auch genutzt.“

Am effektivsten seien Teams, die es verstehen, psychologische Sicherheit herzustellen, erklärt Nierth und bezieht sich damit auf das Forschungsprojekt „Aristoteles“ von Google. Nur wer keine Sorge vor Anfeindungen und Bloßstellungen habe, könne sich mit voller Kompetenz einbringen. „In den Koalitionsverhandlungen geht es jetzt vor allem darum, dass die maximale Kompetenz der gesamten Verhandlungsgruppe einfließt und sich ein stabiles Regierungsteam bildet. Damit sich alle voll und ganz auf die Inhalte konzentrieren können, wäre eine externe Moderation ratsam, die die Qualität des Prozesses und die Ergebnisse sichert. Dass jemand plötzlich die Nerven verliert, kann man sich diesmal nicht leisten“, sagt Nierth. Eine professionelle Moderation verfüge über viele Methoden, falls sich bei einer wesentlichen Frage keine Lösung abzeichne. Zudem könnten externe Fachleute und Menschen, die bestimmte Interessen vertreten, eingebunden werden.

Statt einer Ausnahmesituation, die nur die Zähesten gut durchstehen, könnten Koalitionsverhandlungen zu einem positiv besetzten Start der Zusammenarbeit werden, meint Nierth: „Wir sollten den Mut haben, unsere politischen Strukturen und Instrumente zu hinterfragen und dort anzupassen, wo sie kraftraubend und wenig konstruktiv sind. Statt Macht und Gesichtsverlust könnten zukünftig die bestmöglichen Lösungen im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.“

+++ Hinweis für die Redaktionen:

Das Buch „Die Demokratie braucht uns!“ von Claudine Nierth gemeinsam mit Katharina Höftmann Ciobotaru ist erschienen im Goldmann Verlag. Auf Rückfrage senden wir Ihnen gerne ein Rezensionsexemplar zu.